Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass man psychische Herausforderungen alleine bewältigen muss. Tatsächlich ist die Unterstützung durch nahestehende Menschen – Freunde und Familie – oft ein entscheidender Faktor auf dem Weg zur Besserung. Du bist nicht allein mit dem, was du fühlst, und es gibt Wege, wie du die Hilfe, die du benötigst, von den Menschen in deinem Leben erbitten kannst. Es erfordert Mut und Offenheit, aber die Belohnung ist ein Netzwerk der Unterstützung, das dich stärken und tragen kann. Lass uns fünf Wege erkunden, wie du diesen wichtigen Schritt gehen kannst.

Das erste Gespräch suchen: Den Anfang machen
Der erste Schritt, um Hilfe zu bitten, ist oft der schwierigste: das erste Gespräch. Es kann sich überwältigend anfühlen, die eigenen Gefühle und Ängste zu offenbaren. Wähle einen Zeitpunkt und Ort, an dem du dich sicher und wohlfühlst und wo du ungestört sprechen kannst. Vielleicht ist es bei einem gemeinsamen Spaziergang, bei einer Tasse Kaffee oder einfach in einer ruhigen Minute zu Hause. Du musst nicht sofort alles preisgeben. Beginne mit einer einfachen Aussage wie: „Mir geht es in letzter Zeit nicht so gut und ich mache mir Sorgen um meine psychische Gesundheit.“ Oder: „Ich habe das Gefühl, dass ich gerade eine schwierige Phase durchmache und würde gerne mit dir darüber sprechen.“ Es ist wichtig, klar auszudrücken, dass du Unterstützung suchst. Du könntest hinzufügen: „Ich weiß nicht genau, was ich brauche, aber ich dachte, es wäre gut, es dir zu erzählen.“ Denke daran, dass deine Liebsten wahrscheinlich auch besorgt sind, wenn sie merken, dass es dir nicht gut geht, und froh sein werden, wenn du dich ihnen anvertraust.
Konkrete Bedürfnisse äußern: Was genau du brauchst
Sobald du das Gespräch begonnen hast, ist es hilfreich, wenn du, soweit es dir möglich ist, konkrete Bedürfnisse äußern kannst. Manchmal wissen Freunde und Familie nicht, wie sie helfen sollen, weil sie nicht genau wissen, was gebraucht wird. Überlege dir im Vorfeld, welche Art von Unterstützung dir guttun könnte. Brauchst du einfach jemanden zum Zuhören, ohne dass er Ratschläge gibt? Dann sag es genau so: „Ich brauche gerade niemanden, der Lösungen für mich findet, aber ich würde mich freuen, wenn du mir einfach zuhörst.“ Oder benötigst du praktische Hilfe, wie zum Beispiel Unterstützung im Haushalt, beim Einkaufen oder bei der Organisation von Terminen? Dann scheue dich nicht, darum zu bitten: „Ich habe gerade Schwierigkeiten, meine täglichen Aufgaben zu erledigen. Könntest du mir vielleicht beim Einkaufen helfen?“ Es ist auch in Ordnung, wenn du noch nicht genau weißt, was du brauchst. Dann ist es wichtig, dies auch zu kommunizieren: „Ich bin mir noch unsicher, was mir helfen würde, aber es tut gut zu wissen, dass du für mich da bist.“
Eine Vertrauensperson auswählen: Wem du dich anvertrauen kannst
Du musst nicht jedem alles erzählen. Es ist wichtig, eine oder zwei Vertrauenspersonen in deinem Freundes- oder Familienkreis auszuwählen, denen du dich wirklich anvertrauen möchtest. Das können Eltern, Geschwister, dein Partner oder eine sehr enge Freundin oder ein Freund sein. Wähle jemanden, bei dem du dich sicher und nicht verurteilt fühlst. Jemand, der bekannt dafür ist, ein guter Zuhörer zu sein und Empathie zu zeigen. Es ist oft einfacher, sich zunächst einer Person anzuvertrauen, bevor man den Kreis der Eingeweihten erweitert. Diese Person kann dir dann auch dabei helfen, weitere Gespräche mit anderen Familienmitgliedern oder Freunden zu führen, wenn du dich dazu bereit fühlst. Denke daran, dass das Teilen deiner psychischen Gesundheit eine intime Angelegenheit ist und du das Recht hast, zu wählen, wem du dich öffnest.
Professionelle Hilfe in Erwägung ziehen: Der Weg zur Therapie
Manchmal reicht die Unterstützung von Freunden und Familie nicht aus, und das ist vollkommen in Ordnung. In diesen Fällen ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Deine Freunde und Familie können dir dabei eine große Stütze sein. Du könntest sie bitten, dich zu Arztterminen zu begleiten, bei der Suche nach einem Therapeuten oder einer Therapeutin für eine Therapie zu helfen oder dich einfach zu ermutigen, diesen Schritt zu gehen. Du könntest sagen: „Ich glaube, ich brauche professionelle Hilfe, aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Könntest du mir helfen, Informationen zu finden oder mich bei der Suche nach einem Therapeuten unterstützen?“ Ihre Unterstützung kann die Hürde senken und dir das Gefühl geben, nicht allein zu sein auf diesem Weg. Das Einholen von professionellem Rat ist ein Zeichen von Stärke und Selbstfürsorge, nicht von Schwäche.
Offenheit und Geduld üben: Es braucht Zeit
Schließlich ist es wichtig, offen und geduldig zu sein – sowohl mit dir selbst als auch mit deinen Liebsten. Das Gespräch über psychische Gesundheit kann für alle Beteiligten ungewohnt sein. Es ist möglich, dass deine Freunde und Familie nicht sofort wissen, wie sie reagieren sollen, oder dass sie selbst unsicher sind. Gib ihnen Zeit, deine Situation zu verarbeiten und zu verstehen. Bleibe offen für ihre Fragen und versuche, sie so gut wie möglich zu beantworten, auch wenn es manchmal schwierig ist. Sei auch geduldig mit dir selbst. Es ist ein Prozess, um Hilfe zu bitten und sie anzunehmen. Es wird gute Tage geben und weniger gute. Aber jeder Schritt, den du machst, um dich zu öffnen und Unterstützung zu suchen, bringt dich einem besseren Wohlbefinden näher. Denke daran: Deine Freunde und Familie lieben dich und möchten dich unterstützen, auch wenn sie manchmal nicht sofort wissen, wie.